Ehem. Hochzeitshaus und Gasthaus Wilder Mann

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Wer auf dem Fluss anreiste, sollte beeindruckt sein: Der repräsentative städtische Renaissancebau wurde bewusst nicht parallel zur Regnitz ausgerichtet, sondern leicht nach Nordosten gedreht, um optisch länger zu erscheinen. Zudem konnte so trotz dichter Randbebauung ein großer, fast dreieckiger Handelsplatz am Hafen entstehen. 1605 hatte die Stadt das alte Gasthaus „Zum Wilden Mann“ erworben, eine einst vornehme Herberge, deren Hauptausrichtung jedoch zur Austraße lag. Es wurde abgebrochen und 1610 neu errichtet, nun mit der Schauseite Richtung Fluss. Der Name "Hochzeitshaus" geht auf die Nutzung der großen Räume für Feierlichkeiten zurück. Hier trafen sich aber auch Durchreisende, Fischer, Schiffer und Kaufleute, denen die Gewölbe und der Speicher als Handelslager dienten. Nachdem der Betrieb der Hochzeitsstuben unrentabel geworden war, verlegte man 1723 die Universität "Academia Ottoniana" (gegründet 1648) in die Räumlichkeiten. In den nächsten Jahrhunderten folgten weitere schulische Einrichtungen. 1945 zerstörte eine Bombe Teile des Gebäudes. Proteste vonseiten der Theologischen Hochschule und prominenter Bürger verhinderten einen geplanten Totalabbruch. Nach dem Wiederaufbau 1951 wurde der Bau weiter für schulische Zwecke genutzt. Der Einzug des Fachbereichs Sozialwissenschaften der 1972 gegründeten Gesamthochschule erforderte Um- und Neubauten, denen leider der historische Gebäudetrakt in der Austraße zum Opfer fiel.