Das Anwesen führt um das Nachbargrundstück Hauptwachstraße 9 und stößt an den Vorderen Graben. Das dreigeschossige spätbarocke Vorderhaus ist traufseitig zur Hauptwachstraße ausgerichtet. Das Erdgeschoss schließt über den Arkaden mit einem geschweiften Gurtgesims ab. Die Fenster tragen barocke Fensterrahmen und geschweifte Fensterüberdachungen. Darunter sitzen flache Brüstungsfelder mit Rocaille-Ornamentik. In der Mansarde sind noch drei bauzeitlich originale Dachgauben erhalten. Die reiche Rokokoplastik der Hausteinfassade steht unter Einfluss des Bildhauers Ferdinand Tietz (s. G'schichtla). Die Fassade wird seitlich von Pilastern begrenzt, die im Erdgeschoss mit Hermesatlanten besetzt sind. Sie stützen sich mit dem linken bzw. den rechten Arm auf der Hüfte ab und blicken etwas keck über die Schulter Richtung Hauseingang (Foto 2). Die Schlusssteine der Arkaden sind jeweils mit einer Büste besetzt, wovon die beiden äußeren in Blickbeziehung zu den Atlanten stehen.
Mittig wölbt sich das Traufgesims über einem goldenen "Auge Gottes", in einem Dreieck angebracht und von einem Strahlenkranz umgeben. Symbolisch wird damit der alles vorhersehende Gott dargestellt, das Dreieck steht für die Trinität, also die Dreieinigkeit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist (Foto 3).
Adam Ferdinand Tietz (auch Dietz, 1708 – 1777) war einer der bedeutendsten Bildhauer des Rokoko und an fünf Fürstensitzen unter sechs Bischöfen tätig: Bamberg (1749–1754, ab 1760), Würzburg (1736–1754), Trier (ab 1754), Speyer und Köln. 1760 kehrte er nach Bamberg zurück. Seine Hauptwerke sind die Gartenskulpturen im Garten des Schlosses von Veitshöchheim (1763–1768) und im Park von Schloss Seehof bei Bamberg (1762–1768). Die Gesichter seiner Skulpturen zeigen ein typisches Lächeln, auch "Tietzsches Lächeln" genannt. Schauen Sie sich doch einmal seine Figuren im Rosengarten an der Neuen Residenz an und vergleichen Sie …